Der „verrückteste“ Schuh der Welt ist eine fleischfressende Pflanze

Schon der französische Sonnenkönig Ludwig, der XIV. wusste um die Kunst der Schuhmacher. Seinem Schuster Nicolas Lestage, der die Kunst beherrschte, aus einem Stück Leder einen Schuh zu fertigen, hatte er – unter Androhung des Todes – verboten, das Geheimnis seiner Kunstfertigkeit zu verraten. Und es ist eine hohe Fertigkeit, die man auch beim Wiener Schuhmacherball bestaunen konnte.

Der Aufruf zur Gestaltung der verrücktesten Schuhe, ausgeschrieben von der Landesinnung Wien der Schuhmacher und Orthopädieschuhmacher, erging an alle Schuhmachermeisterbetriebe, Schuh-Designer sowie Schuhmanufakturen Europas. Und tatsächlich gibt es eine große Zahl an TeilnehmerInnen, die aus ganz Europa (Deutschland, Finnland, Ungarn, natürlich aus Österreich…) ihre Einreichungen nach Wien gesendet haben.

Die erste Auswertung der eingesandten Schuhwerke wurde bereits am 8. April 2014 von einer Fach- und Laienjury vorgenommen. Die besten fünfzehn Teilnehmer der ersten Runde wurden dann im Rahmen des Wiener Schuhmacherballes 2014 in die Endausscheidung geschickt. Die 1., 2. und 3. Plätze werden schließlich durch Besucherstimmen und eine Fach- und Promi-Jury ermittelt und vor Ort auch prämiert (Die Prämien: 1. Preis im Wert von € 1.500,–; 2. Preis im Wert von € 750,–; 3. Preis im Wert von € 350,–).

Das präsentierte Können lässt Jahr für Jahr sowohl Jury als auch Ball-Besucher staunen. Denn tatsächlich sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Die einzige Vorgabe lautet: Das präsentierte Schuh-Kunstwerk muss tragbar sein.

Die Fachjury bestand aus Gabriele Wimmer (Vorsitzender-Stellvertreter Berufsgruppe Einzelhandel mit Schuhen), Karl Ivants (Berufsgruppenobmann der Maßschuhmacher auf Bundesebene), Mag. (FH) Maria Elisabeth Smodics-Neumann (Spartenobmann-Stellvertreterin der Sparte Gewerbe und Handwerk) und Tanzschulbesitzerin Yvonne Rueff.

Fluch der Karibik, Dompfmaschienenpotsch, A dream in cake, Engel, Koralle mit Fisch oder Schlangenskelett – beim Wiener Schuhmacherball im Colosseum XXI übertrumpften sich Designer aus ganz Europa mit außergewöhnlichen Ideen zum Thema „Schuhwerk“. Letztendlich ging der „Award for the Crazy Shoe“ an Lisa Brumbauer (20) aus Pirmasens, Deutschland, mit ihrer fleischfressenden Pflanze „Audrey“.
„Es ist ein unglaublich tolles Gefühl. Ich hab wirklich nicht damit gerechnet. Die Konkurrenz war ja sehr groß. An den Schuhen habe ich drei Wochen lang, immer nach der Schule, gearbeitet. Wir hatten in der Designschule ein Projekt in Bio, daraus ist eine fleischfressende Pflanze geworden. Mit den Schuhen kann man bequem laufen. Ich möchte unbedingt etwas im Schuhdesign machen. Mein Traum ist es, immer solche Schuhe zu designen“, so die Jungdesignerin.
Die beiden Schutzpatrone der Schuhmacher standen „Pate“ für den Crazy Shoe von Theresa Gerlinger aus Amstetten, die mit „Krispin & Krispinian“ den zweiten Platz belegte. Platz 3 ging an Martin Neubauer aus Wien mit seinem Modell „Naturbursch“, gefertigt aus Holz mit einer – man staune – Kettensäge!
„Alle Schuhe sind crazy. Ich finde den Siegerschuh mit der fleischfressenden Pflanze großartig. Der hält einem im Sommer die lästigen Gelsen fern”, lachte Jury-Mitglied Yvonne Rueff.

Mit dem Schuhmacherball betont Österreich seine Bedeutung in der internationalen Schuhbranche. Warum einheimische Schuhmacherkunst auch über unsere Grenzen hinaus bekannt ist, erklärte Innungsmeister Mirko Snajdr: „Österreichische Schuhmacher arbeiten nach sehr traditionellen Methoden. Alles wird von Hand gefertigt. Maschinen kommen kaum zum Einsatz. Wenn auf einem Schuh „Made in Austria“ steht, dann wurde der sicher nicht in Asien gefertigt.”

Der Award soll das kreative Potenzial im Schuhmacherhandwerk aufzeigen und fördern. „Viele Personen, die noch in Ausbildung sind, haben das Schuhmacherhandwerk als zweiten Bildungsweg gewählt und bringen zusätzliche Kompetenzen über Materialien, Formgebung und Design ein“, so Andreas Kudweis. Das sei eine äußerst spannende Entwicklung, die es zu nützen gelte.

Unsere Gäste waren hellauf begeistert von der Leistungsschau, der handwerklichen Genialität und Kreativität der Schuhdesigner! Wir freuen uns besonders über das gelungene Medienecho, denn Journalisten verschiedener Medien berichteten ausführlich über den Crazy Shoe Award.

https://www.wko.at/Content.Node/branchen/w/Schuhmacher/Rueckblick__Crazy_Shoe_Award_2014.html