Feierliche Weihe unserer Glocke „Schustermichel“

3. Oktober 2014

Ab dem 3. Oktober 2014 gibt es im Museum einen ungewöhnlichen Neuzugang: die 75 kg schwere Kopie der Glocke „Schustermichel“, einer Glocke der Wiener Mariahilfer Kirche.

Das Original wurde von Michael Sailler (1658 ? 1726), Schuhmacher und Betreiber eines „Wirtsgeschäftes“ in unmittelbarer Nähe der Mariahilfer Kirche, im Jahr 1720 gespendet. Sie hat ein Gewicht von 4.445 kg bei einem Durchmesser von 193 cm.

Am 26. April 1952 kam es zum Triumphzug der neu gegossenen Pummerin nach Wien, den mehr als eine Million Menschen begleitet haben. Der Weg führte über die Mariahilfer Straße, wo der Tross an der Mariahilfer Kirche um 15:00 Uhr innehielt. Der „Schustermichel“ rief mit seiner dumpfen Stimme einen Willkommensgruß.

Auf der Glocke befindet sich eine Kartusche mit dem Zunftzeichen des Schuhmacherhandwerks.

Rund um die Glocke rankt sich auch eine schöne Legende (Ende des 17. Jahrhunderts): An einem Herbstabend, als die meisten Gäste das Lokal bereits verlassen hatten, kam ein Gast in das „Wirtsgeschäft“, der noch mitten in der Nacht zum Gnadenbild der Kirche zu kommen begehrte und dafür ein Beutel mit Gold anbot. Der Wirt erreichte tatsächlich, dass der Kirchendiener ihm noch nachts die Kirche öffnete, wo der Fremde vor dem Gnadenbilde seine Andacht verrichtete.

Am nächsten Morgen, ehe er den Gasthof des Schustermichels verließ, übergab er dem Wirt eine Kassette und bat ihn, sie ihm drei Monate lang zu verwahren. Sei er nach Ablauf dieser Zeit nicht zurückgekehrt, so möge er die Kassette öffnen. Ihr Inhalt werde ihm Aufschluss geben, was er zu tun habe. Der Wirt musste ihm schwören, so zu handeln, worauf der Fremde abreiste.

Nach Ablauf der drei Monate öffnete der Wirt die Kassette und fand sie mit Gold gefüllt. Auch ein schreiben lag darin, das ihm auftrug, die Kassette und einen verschlossenen Brief der Pfarre Mariahilf zu übergeben. Der habgierige Wirt vernichtete die beiden Briefe und behielt die Kassette samt dem Gold für sich.

Seither wurde er von Gewissensbissen verfolgt.

Der schwer erkrankte Schustermichel vermachte den Großteil seines Vermögens der Mariahilfer Kirche. Ein besonderer Betrag war zum Guss einer großen Glocke bestimmt.

Weihe Schustermichel